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Spermidin - bei basischer Ernährung bestens versorgt

Jungbrunnen Spermidin -

wirkt auch gegen Viren

Spermidin ist ein Stoff, der die körpereigene Entschlackung anheizt und daher auch als Anti-Aging-Mittel gilt.

Gleichzeitig zeigen erste Studien von Forschern der Charité in Berlin: Spermidin könnte den Körper in seinem Kampf gegen Corona unterstützen, denn der Stoff wirkt antiviral.

 

Autor: Carina Rehberg

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner 

15 November 2021

Studie: Spermidin schützt Zellen vor Coronaviren

Spermidin wird schon seit einigen Jahren erforscht, rückte jetzt jedoch – mitten in der Corona-Krise – ganz besonders in den Vordergrund des Geschehens. Denn eine In-vitro-Studie des Instituts für Virologie der Charité in Berlin ergab Mitte April 2020, dass Spermidin vor Corona schützen und sogar bei bereits erfolgter Ansteckung die Ausbreitung des Virus im Körper hemmen könnte (3).

 

 

Spermidin ist ein Stoff (ein sog. Polyamin), der sowohl in der Nahrung vorkommt, als auch im Körper selbst gebildet wird – einerseits in den Zellen selbst, aber auch von manchen Darmbakterien. Der Name Spermidin stammt von der Tatsache, dass Sperma, also Samenzellen, ganz besonders spermidinreich sind.

 

Zwei Widersacher: SARS-CoV-2 und Spermidin

Das Berliner Forscherteam stellte nun in obiger Studie fest, dass das neue Coronavirus SARS-CoV-2 den Spermidinspiegel senkt. Da Spermidin jedoch die sog. Autophagie (Selbstreinigungsprozess der Zelle) fördern würde, führt ein sinkender Spermidinspiegel zu verschlackten Zellen, in denen sich wiederum das Virus besser vermehren kann.

 

Spermidinmangel könnte somit eine Voraussetzung für eine erhöhte Infektanfälligkeit und schwerere Infektverläufe sein.

 

Spermidin reduziert Vermehrung des neuen Coronavirus um 85 Prozent

Als die Forscher die mit Viren befallenen und unter Spermidinmangel leidenden Zellen sodann mit Spermidin versorgten, konnte die Vermehrung von SARS-CoV-2 um 85 Prozent reduziert werden. Neben Spermidin wurde auch Niclosamid getestet, ein Antiwurmmittel, das gegen Band- und Madenwürmer im Einsatz ist. Dieses konnte die Vermehrung des Virus nahezu vollständig stoppen, ist aber im Gegensatz zu Spermidin kein körpereigener Stoff, sondern ein Arzneimittel.

 

Wurden Coronaviren auf gesunde Zellen „losgelassen“, die zuvor gut mit Spermidin versorgt wurden, dann war das Risiko einer Infektion deutlich geringer, so dass möglicherweise mit Hilfe von Spermidin einer Ansteckung vorgebeugt werden könnte.

 

Nun will man entsprechend weiter forschen, ob das eine oder andere der getesteten Mittel nicht nur direkt an der Zelle, sondern auch bei einem mit Viren infizierten Menschen helfen könnte.

 

Spermidin verlängert die Lebensspanne um 5 Jahre

Forscher der Universität Innsbruck veröffentlichten (in Zusammenarbeit mit der Uni Graz) bereits im Jahr 2018 eine Studie zu Spermidin (1, 2). Allerdings nicht im Zusammenhang mit einer möglichen antiviralen Wirkung, sondern weil man aus Tierstudien wusste, dass die Gabe von Spermidin lebensverlängernd wirkte.

 

Die Innsbrucker Wissenschaftler stellten nun anhand von 829 Teilnehmern (zwischen 45 und 84 Jahren) fest, dass eine spermidinreiche Ernährung auch beim Menschen mit einer höheren Lebenserwartung im Zusammenhang zu stehen scheint. 

 

Jene Teilnehmer, die über ihre Ernährung viel Spermidin zu sich nahmen (mehr als 80 µmol pro Tag), hatten ein geringeres Risiko, im 20-jährigen Beobachtungszeitraum der Studie zu versterben als Teilnehmer, die eher spermidinarm aßen (weniger als 60 µmol pro Tag). Ja, die spermidinreich Essenden konnten mit einem Überlebensvorteil von etwa 5 Jahren rechnen. Veröffentlicht wurde die Studie im American Journal of Clinical Nutrition.

 

Mit dem Älterwerden sinkt der Spermidinspiegel

Mit fortschreitendem Alter nimmt die körpereigene Spermidinproduktion ab. Umso wichtiger ist es dann, spermidinreich zu essen. Schaut man sich jedoch die Liste jener Lebensmittel an, die als gute Spermidinquellen gelten, dann müssen sich Menschen, die sowieso schon gesund essen, wohl keine Gedanken machen, denn als besonders spermidinreich gelten laut den Innsbrucker Forschern Vollkornprodukte, Erbsen, Äpfel, Salat, Nüsse, Kartoffeln und gereifter Käse.

 

Ja, es genügten „beispielsweise zwei Portionen Vollkornbrot, zweimal Salat und ein Apfel auf dem täglichen Speiseplan“, um ins obere Drittel der Spermidineinnahme zu gelangen, so der entsprechende Bericht auf der Webseite der Medizinischen Universität Innsbruck (2). Dort wird auch erklärt, wie genau Spermidin lebensverlängernd wirken kann:

 

Spermidin aktiviert das Entschlackungsprogramm der Zelle

Spermidin kann die Autophagie anregen. Dabei handelt es sich - wie oben erwähnt - um den Selbstreinigungsprozess der Zelle, also um einen körpereigenen Entschlackungsprozess, der z. B. auch durch Fastenphasen aktiviert wird, was ein Grund dafür ist, warum das Intervallfasten als so gesund gilt. Auch nach anstrengender sportlicher Aktivität steigt der Spermidinlevel im Körper (um Muskelzellen zu bilden oder zu reparieren), genauso während der Schwangerschaft oder bei Kindern während des Wachstums.

 

Basenüberschüssig kochen

Bei der Autophagie – so die Innsbrucker Forscher – „werden fehlerhafte oder nicht mehr benötigte Zellbestandteile abgebaut und verwertet. Weil die Autophagie im Alter an Effizienz verliert, kommt es zu krankheitsrelevanten Ablagerungen in den Zellen, die wiederum zu Demenz, Diabetes, Tumoren und Atherosklerose führen können.“

 

Wir haben über die Autophagie (auch Autophagozytose genannt) bereits hier berichtet: Autophagozytose: Die Gesundheitsgarantie Ihres Körpers

 

Spermidin schützt vor Ablagerungen und vorzeitiger Alterung

Neurologe Stefan Kiechl, der die Innsbrucker Studie leitete, erklärt: „Die vermehrte Aufnahme von Spermidin signalisiert der Zelle, den Selbstreinigungsprozess zu starten und schützt damit vor Ablagerungen und vorzeitiger Alterung.“

 

Während also Forscher einer renommierten Universität längst von Ablagerungen (Schlacken) und der Notwendigkeit einer regelmäßigen Entschlackung wissen und nach Möglichkeiten suchen, wie man die körpereigene Entschlackung/Zellreinigung fördern könnte (um Krankheiten und vorzeitiger Alterung zuvorzukommen), warnen sog. Verbraucherschützer nach wie vor konsequent vor Entschlackungs- oder Detoxkuren und behaupten, Schlacken oder Ablagerungen von Stoffwechselprodukten gäbe es nicht. Ja, es wird immer wieder betont, der Körper könne problemlos nicht verwertbare Stoffe über den Darm und die Nieren ausscheiden und brauche dazu keine Hilfe von außen.

 

Natürlich sind nicht alle Detoxkuren sinnvoll und wirksam, wählt man diese jedoch sorgfältig anhand von ausführlichen Informationen, dann kann man damit sehr gut, die Selbstreinigungsprozesse des Körpers und die körpereigenen Entgiftungsfähigkeiten fördern und unterstützen – selbstverständlich immer begleitet von einer gesunden und vitalstoffreichen pflanzenbasierten Ernährung.

 

Spermidin hält körperlich gesund und geistig fit

Eine weitere lebensverlängernde Maßnahme ist bekanntlich das Wenig-Essen. Wer regelmäßig eher wenig isst, lebt länger und bleibt auch geistig länger fit, so weiß man. Das Wenig-Essen aber mache kaum jemandem Spaß, so Forscher der Uni Graz im Jahr 2018 in der renommierten Fachzeitschrift Science .

 

Die verstärkte Aufnahme von Spermidin jedoch habe ähnliche gesundheitliche Auswirkungen wie das Wenig-Essen. Auch die Grazer Wissenschaftler führen an dieser Stelle als Hauptwirkmechanismus des Spermidins die Aktivierung der Autophagie an, die zu einem enormen Zellschutz beitrage, da durch die Autophagie toxische Organellen und schädliche Proteine abgebaut würden, die sich andernfalls in der Zelle ablagern und so zu einem beschleunigten Alterungsprozess beitragen würden. Spermidin wirke außerdem entzündungshemmend und antioxidativ und verstärke die Funktion der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen).

 

Esse man mehr Spermidin, dann hätte das einen schützenden Effekt vor Krebs, Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes Typ 2), Herzkrankheiten und auch vor neurodegenerativen Erkrankungen (Parkinson, Alzheimer). (6)

 

Spermidin und der Schutz vor Alzheimer

Aus Tierstudien von 2013 und 2017 (12, 19, Uni Graz/Freie Uni Berlin) weiß man, dass allein das Füttern von Spermidin bei der Fruchtfliege vor altersbedingten Gedächtnisstörungen schützen kann. Auch wenn die Fruchtfliege mit dem Menschen nicht viel gemeinsam zu haben scheint, so betont Professor Dr. Frank Madeo - Molekularbiologe und Altersforscher an der Uni Graz - dass der Alterungsprozess des Fliegengehirns mit jenem unseres Gehirns vergleichbar sei. 

 

Die dank des Spermidins aktivierte Autophagie führt zu einem regelmäßigen Abbau von Ablagerungen im Gehirn und verhindert so die Alterung der Synapsen. Synapsen sind die Verbindungsstellen zwischen den Nervenzellen. Sie sorgen dafür, dass all die Milliarden Nervenzellen in unserem Gehirn in ständiger Kommunikation stehen, Informationen verarbeiten, speichern und auch wieder abrufen können.

 

Bei der Alzheimer-Krankheit sind meist zunächst die Synapsen betroffen. Die Kommunikation zwischen den Nervenzellen bricht stellenweise ab. Es kommt zu ersten Erinnerungslücken, Konzentrationsschwierigkeiten und anderen kognitiven Beeinträchtigungen.

 

Im November 2017 fand in München eine Internationale Konferenz zum Thema Demenzen statt, wobei wiederum von den Grazer Forschern (in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin) eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblind-Studie vorgestellt wurde (17). 

 

 

Man hatte dabei älteren Menschen (Durchschnittsalter 70), die an sich selbst erste kognitive Probleme beobachtet hatten, also zur Alzheimer-Risikogruppe zählten, drei Monate lang entweder hochdosiertes Spermidin verabreicht oder ein Placebopräparat. (Leider wird nicht angegeben, wie hoch die Spermidindosis ist; eine entsprechende Anfrage läuft, sollten wir eine Antwort erhalten, werden wir diese hier ergänzen).

 

Nach drei Monaten konnte in der Spermidingruppe – im Vergleich zur Placebogruppe – eine Verbesserung des Erinnerungsvermögens beobachtet werden. Nebenwirkungen gab es keine.

 

Seit Frühsommer 2019 läuft nun eine 12-monatige placebokontrollierte Doppelblind-Studie (18, The SmartAge trial), in der erneut die Wirkung einer Nahrungsergänzung mit Spermidin in Sachen Alzheimer-Prävention untersucht wird. Sobald Ergebnisse vorliegen, berichten wir darüber.

 

Spermidin bei Diabetes Typ 2

In einer indischen Studie vom August 2011 (7) wird erklärt, wie Spermidin vor Diabetes Typ 2 schützen könnte, denn es hilft dabei, den Untergang der insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse zu verhindern. Der Wirkmechanismus ist auch hier u. a. die Aktivierung der Autophagie.

 

Denn Betazellen sterben im Rahmen der Diabetesentstehung offenbar aufgrund bestimmter Stressreaktionen ab, die innerhalb der Zelle aufgrund sich anhäufender fehlerhafter Proteine stattfinden. Dank der nun wieder aktivierten Autophagie können diese fehlerhaften Proteine abgebaut werden, noch bevor in der Zelle das Selbstmordprogramm anspringt.

 

Spermidin schützt das Herz

Als Anti-Aging-Stoff müsste Spermidin auch das Herz-Kreislauf-System schützen, schliesslich sind die damit in Zusammenhang stehenden Erkrankungen derzeit die Todesursache Nummer Eins. Im Jahr 2016 schrieben Eisenberg et al. im Fachjournal Nature Medicine (10, Uni Graz), dass die Nahrungsergänzung mit Spermidin die Lebenserwartung von Mäusen verlängere, offenbar u. a. durch seine herzschützende Wirkung.

 

So blieben die Herzzellen vor Alterungsprozessen geschützt, da die (dank Spermidin) verbesserte Autophagie die Herzzellen sauber und jung hielt. Auch die sog. Mitophagie war bei den Spermidin-essenden Mäusen aktiver. Mitophagie bedeutet, dass in den Zellen die alten und funktionsuntüchtigen Mitochondrien zügig abgebaut werden. Diese stellen andernfalls eine Quelle schädlicher freier Radikale dar.

 

Bei Mäusen, deren Blutdruck durch die Fütterung von Kochsalz stieg, konnte Spermidin den hohen Blutdruck senken und auch auf diese Weise die Entwicklung einer Herzinsuffizienz verzögern . Bei Ratten zeigte sich in einer Studie von 2019, dass Spermidin die Schwere eines Herzinfarktes abmildern konnte. Der Stoff reduzierte die Entzündungswerte, unterdrückte oxidative Zellschäden und verbesserte die Überlebensfähigkeit der Herzzellen, so dass während des Infarkts weniger Herzmuskelgewebe abstarb (verminderte Nekrose) .

 

Gab man den Tieren einen medikamentösen Autophagie-Hemmer, blieben die schützenden Effekte des Spermidins aus, was belegt, dass die Hauptwirkung des Spermidins in der Aktivierung des zelleigenen Säuberungsprozesses, der Autophagie, besteht und im Körper kaum etwas wichtiger ist, als ein zügiger Abtransport von Schlacken aus den Zellen.

 

Je mehr Spermidin über die Nahrung, umso besser

Die durchschnittliche tägliche Aufnahme von Spermidin schwankt zwischen 7 und 25 mg (oder mehr), wobei die höchsten Mengen mit der mediterranen Ernährung erreicht werden (15) (viel Gemüse, Obst, Salate, Nüsse, Hülsenfrüchte, Fisch und Olivenöl). 

 

Anhand nachfolgender Liste können Sie überschlagen, wie viel Spermidin Sie mit Ihrer Ernährung zu sich nehmen. Wer z. B. viel Fleisch, Teigwaren aus Auszugsmehlen und Milchprodukte (Milch, Frisch-/Weichkäse, Joghurt) isst, wird nur geringe Spermidinwerte erreichen. 

 

Diese Lebensmittel liefern am meisten Spermidin

Als beste Spermidinquelle nennen die Forscher Weizenkeime, die pro 10 g etwa 2,4 mg Spermidin enthalten. Auch lange gereifter Käse wie alter Gouda, Parmesan und Cheddar gelten genau wie Pilze und Erbsen als spermidinreich. Nachfolgend eine Liste mit dem Spermidingehalt einiger Lebensmittel in mg pro 100 g (wenn nicht anders angegeben):

 

z.B.:

 

Weizenkeime: 24 mg 

Cheddar, 1 Jahr gereift: 19,9 mg (Frisch- oder Weichkäse enthalten fast kein Spermidin)

Pilze (Shiitake): 8,9 mg  erhältlich bei  >>HAWLIK<<   

Grüne Erbsen: 6,5 mg

Blumenkohl roh: 3 mg

Blumenkohl gekocht: 2,6 mg

Brokkoli roh: 3,7 mg

Brokkoli gekocht: 2,7 mg

Dill: 2,9 mg

Obst im Allgemeinen: 0,2 – 1 mg (Ausnahme: Mango mit 3 mg und Birnen mit 5,2 mg)

Avocado: 1 mg

Gekochte und fermentierte Sojabohnen (Natto): 4,5 mg

Sojamilch: 1,6 mg

Kuhmilch und -joghurt: nur Spuren

Kartoffeln gekocht: 1,2 - 1,7 mg

Vollkorn: 1,8 – 2,4 mg

Weißer Reis: 0,39 mg

Naturreis: 0,64 mg

Reiskleie: 5,1 mg

Haselnüsse: 2,1 mg

Erdnüsse: 1,6 mg

Senf: 3,4 mg

Fleisch/Fisch: meist 0,5 mg oder weniger (Ausnahme: Wild mit 1,5 mg und Sardine mit 1,1 mg)

 

Hier findest du weitere Auflistungen von Lebensmitteln mit Angabe des Spermidingehalts (hier wird die Angabe pro kg gemacht): 

                                           >>            Spermidin in Nahrungsmitteln            <<

 

Spermidin bei Histaminintoleranz

Bei einer Histaminintoleranz kommt es nicht nur dann zu Unverträglichkeitsreaktionen, wenn man histaminhaltige Lebensmittel isst, sondern auch wenn man sog. Histaminliberatoren zu sich nimmt. Dabei handelt es sich um Lebensmittel, Medikamente oder Nahrungsergänzungen, die zwar kein Histamin enthalten, aber Stoffe die zu einer Freisetzung von körpereigenem Histamin und auf diese Weise ebenfalls zu Symptomen führen.

 

Zu diesen Histaminliberatoren gehört auch das Spermidin, so dass spermidinreiche Lebensmittel oder Nahrungsergänzungen, die Spermidin enthalten, von Menschen mit Histaminintoleranz nur vorsichtig eingesetzt werden oder besser ganz gemieden werden sollten.

                                                                                                                        Quelle: Zentrum der Gesundheit